Brandenburger Obstbautag 26.01.2022 mit 2. branko Seminar – Ein Bericht
Am 26.01.2022 fand im Rahmen des Brandenburger Obstbautags 2022 das zweite Seminar des Projektes Brandenburger Netzwerk für Klimaanpassung im Obstbau „branko“ statt. Wegen der aktuellen pandemischen Lage wurde die Veranstaltung online durchgeführt. An dieser Stelle möchten wir uns beim Gartenbauverband Berlin-Brandenburg für die Unterstützung und die sehr gelungene Organisation bedanken. Besonderer Dank gilt dem Geschäftsführer des Gartenbauverband Berlin-Brandenburg e.V., Herrn Dr. Andreas Jende, unter anderem auch für die gelungene Moderation.
Der Vorsitzende der Fachgruppe Obst im Gartenbauverband Berlin-Brandenburg, Thomas Bröcker eröffnete die Veranstaltung mit einer Übersicht über den Brandenburger Obstbau. Hierbei legte er einen Schwerpunkt auf die historische Entwicklung des Obstbaus in Brandenburg. Er stellte heraus, dass es im Brandenburger Obstbau weder genug Schutz vor Hagel, noch ausreichend Möglichkeiten zur Frostschutzberegnung gibt. Eine Bezuschussung zu einer Allgefahrenversicherung wäre aus seiner Sicht wünschenswert.
Dr. Gaby-Fleur Böl vom Bundesinstitut für Risikobewertung erläuterte in ihrem Vortrag verschiedene Zusammenhänge zwischen tatsächlichen und gefühlten Risiken dar. So werden, unter anderem durch verbesserte Analytik, auch Kleinstmengen an PSM-Rückständen erfasst. In den Medien werden oft dramatisch Berichte formuliert die den Anschein von giftigen Lebensmitteln produzieren. Dieses Bild kommt beim Verbraucher an und so sagen lediglich 52 %, dass sie glauben, dass Lebensmittel sicher sind und sogar 63 % sind der Meinung, dass das Risiko von PSM höher ist als deren Nutzen. Sie stellte heraus, dass die Lebensmittel in Deutschland heutzutage so sicher wie noch nie seien.
Jakob Kunzelmann stellte das Projekt Brandenburger Netzwerk für Klimawandel im Obstbau (branko) vor und erläuterte den Stand des Projektes. Anschließend führte er kurz auf die Themen Frostschutz und Sonnenbrand hin und stellte die klimatischen Verhältnisse von Standorten der nachfolgenden Vortragenden vor.
Christian König stellte das Züchtungsprogramm an der Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO) vor. Auch dort spielt der Klimawandel eine große Rolle. Es werden Resistenzen gegen (neue) Schaderreger gesucht. Da sich die Blühzeitpunkte wegen steigender Winter- und Frühjahrstemperaturen immer weiter verfrühen (Apfel in Heuchlingen ca. 3 Wochen früher im Vergleich zu 1965), liegt ein großer Fokus auf spätfrosttoleranten und spät blühenden Sorten. Hier sticht vor allem die neue Sorte ‚Mammut‘ heraus. Während beispielsweise die Sorten ‚Jonagold‘ und ‚Boskoop‘ 73 % bzw. 84 % Frostschäden im Jahr 2021 hatten, ist bei ‚Mammut‘ kein Schaden entstanden. Aber auch spätblühende Äpfel haben nicht nur Vorteile wie die Vermeidung von Spätfrost und dadurch höhere Ertragssicherheit, sondern auch Risiken wie eine steigende Feuerbrandproblematik oder erschwerter Bestäubung.
Jonas Maußner von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) erläuterte seine Erfahrungen in Bezug auf unterschiedliche Frostschutzmaßnahmen und verglich diese miteinander. Im Bereich der Frostöfen wurden der Voen und der Wiesel Ofen verglichen. Dabei gab es Auswertungen zu Brenndauer, Füllmaterial, Aufstelldichte und Arbeitskraftstunden zur Bestückung, aber auch praktische Tipps zur Handhabung. Weiterhin wurden Heißgasgeräte wie der Frostbuster und der Frostguard vorgestellt. Herstellerangaben zu Reichweiten und Fahrgeschwindigkeiten wurden mit den tatsächlichen Werten verglichen. Bilder von Wärmebildkameras zeigten anschaulich die Wärmeverteilung in der Anlage. Obwohl die Beregnung weiterhin am effektivsten ist, können andere Frostschutzmaßnahmen im Süßkirschenanbau oder in Gebieten mit Wassermangel eine alternative sein.
Jan-Henrik Wiebusch vom Obstbauversuchsring des Alten Landes e.V. stellte Maßnahmen zur Vermeidung von Sonnenbrand an Äpfeln vor. Zunächst erläuterte er die drei Typen und die Voraussetzung zu deren Entstehung. Am häufigsten ist die Sonnenbrand-Verbräunung, welche bei Fruchtoberflächentemperaturen zwischen 46 °C und 49 °C in Kombination mit erhöhter Sonneneinstrahlung entsteht. Die Sonnenbrand-Nekrose kann bei Oberflächentemperaturen von >52 °C entstehen und ist ausschließlich Temperaturabhängig. Die Photooxidation wird durch plötzliche Schwankungen von Temperatur und Lichtintensität ausgelöst, was nach einem Sommerschnitt auftreten kann. Sonnenbrandschäden sind aber auch von anderen Faktoren abhängig. Die Sorte ‚Holsteiner Cox‘ ist beispielsweise sehr anfällig, während ‚Boskoop‘ generell weniger anfällig ist. Außerdem spielen die Vitalität der Bäume und das Entwicklungsstadium der Früchte eine Rolle. Schnelle Wetterumschwünge vor einer „Hitzewelle“ begünstigen ebenfalls das Entstehen von Sonnenbrand. Wind hingegen kühlt die Oberflächentemperatur der Früchte und kann als Gegenmaßnahme erzeugt werden. Bei sonnig-heißen Witterungen sollte auf Pflanzenschutzmaßnahmen, insbesondere auf Schwefelpräparate, verzichtet werden. Auch eine Kaolin-Spritzung kann, beispielsweise nach einem Sommerschnitt, zur Reduktion von Sonnenbrandschäden eingesetzt werden. Allerdings ist dafür spezielle Technik erforderlich um den Belag auf den Früchten wieder zu entfernen. Hagelnetze, besonders schwarze Netze, können die Einstrahlung vermindern. Sehr effizient ist auch eine Beregnung der Anlagen. Dabei muss aber auf die Wasserqualität (Eisen, Kalk und Salzgehalte) und Verfügbarkeit geachtet werden.
Daniel Schneider (Markendorf Obst e. G.) und Dr. Jörg Rühlmann (Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) e.V.) stellten ein Verfahren zur geophysikalischen Messung vor. Die gewonnenen Daten können dann zur Erstellung von hochauflösenden Bodenkarten genutzt werden. Damit kann die Heterogenität der Böden dargestellt werden um die Kulturarbeiten dementsprechend anzupassen. Hierbei sind vor allem die Kalkung und Düngung zu nennen.
Tobias Hahn stellte die aktuellen Arbeiten and der Obstbauversuchsstation Müncheberg (OBVS) vor. Ebenfalls gab er einen Ausblick für Vorhaben des kommenden Jahres. Neben branko und dem Ringversuch, welche von Miterbeitern der OBVS durchgeführt werden, sind im Jahr 2021 einige Projekte an der OBVS angelaufen. Eine Praktikumsarbeit setzte sich mit Kaolinspritzungen gegen die Kirschessigfliege auseinander, die Humboldt Universität in Kooperation mit dem LELF behandelt das Thema einer Düngungsanpassung bei Kirschen gegen Pseudomonas syringae und das Projekt CEBra untersucht den Einfluss von Windhecken auf den Wasserhaushalt. Neben weiteren Projekten wurde auch die Ausbildung von zwei Lehrlingen an der Station begonnen. Auch im Jahr 2022 stehen einige Projekte an. Neben der Abvermehrung der DGO Bestände, der Installation einer Bewässerungssteuerung und Pflanzung eines Unterlagenversuches, startet auch das Projekt MaluSun. Bei MaluSun werden in Kooperation mit dem ATB, verschiedene Schutzmaßnahmen vor Sonnenbrand getestet und bewertet. Auch 2022 werden wieder Seminare an der OBVS stattfinden, zu denen wir Sie herzlich einladen möchten. Nähere Informationen unter www.lvga-bb.de.
Eine Antwort