1. Branko Seminar am 04.11.2021 – Ein Bericht

Am 4.11.2021 fand im Rahmen der Versuchs- und Kontrollring Mitgliederversammlung das erste Seminar des Projektes Brandenburger Netzwerk für Klimaanpassung im Obstbau „branko“ im CIRCLE-Gebäude des Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) in Potsdam statt.

Jakob Kunzelmann (LVGA) – Brandenburger Netzwerk für Klimaanpassung im Obstbau

Die Anwesenden wurden über die geplanten Inhalte von branko und den aktuellen Stand des Projektes informiert. Weitere Seminare zu klimarelevanten Themen im Obstbau sind mit Fokus auf Frostschutz, im Rahmen des Brandenburger Obstbautages am 26.01.2022 und dem Thema Geschützter Anbau am 17.02.2022 im Rahmen des Brandenburger Beerenobsttages geplant. Ein weiterer Punkt im Projekt wird der Aufbau einer Klimadatenbank sein. Obstbauern sollen sich hier gezielt nach, für sie relevante Themen erkundigen können, ohne komplette, teils nicht auf Deutsch verfasste Publikationen durchgehen zu müssen.  Über den aktuellen Stand können Sie sich seit dieser Woche unter www.branko-bb.de informieren. Anschließend wurde auf die aktuellen und prognostizierten klimatischen Veränderungen eingegangen. Unter einem „Klimaschutz-Szenario“ (RCP2.6) wird es sowohl kurzfristig (bis 2050) als auch langfristig (bis 2100) eine um etwa 1 °C erhöhte Durchschnittstemperatur geben. Wenn es allerdings zu dem sogenannten „Weiter-wie-bisher-Szenario“ (RCP8.5) kommt, muss mit einer kurzfristigen Erhöhung von ca. 1,5 °C und langfristig gar mit 4 °C Temperaturerhöhung gerechnet werden. Im letzteren Fall werden die klimatischen Bedingungen in Brandenburg in etwa mit den Verhältnissen auf der Krim vergleichbar sein. Die erhöhte Temperatur wird bei etwa gleichbleibenden Niederschlägen zu erhöhtem Bewässerungsbedarf führen, der in Zukunft, unter Anderem, mit der Trinkwasserversorgung konkurrieren wird.

Hildegard Cäsar (LWG) – Wassermanagement im Obstbau

Entwicklung präventiver Maßnahmen für einen nachhaltigeren Umgang mit der endlichen Ressource Wasser

Frau Hildegard Cäsar, von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau am Standort Thüngersheim, stellte erste Ergebnisse über Versuche mit Mulchmaterialien und Bodenzuschlagsstoffen vor, welche an verschiedenen Standorten in Bayern und der Schweiz getestet werden. Das laufende Projekt startete im Oktober 2020 und läuft noch bis Juni 2023. Thüngersheim und auch die Versuche, die dort gemacht werden, sind besonders interessant für die Zukunft des Brandenburger Obstbaus, da an der Versuchsstation, wie auch an vielen Orten in Brandenburg, ein sandiger Boden mit lediglich 30 Bodenpunkten vorliegt und auch die Niederschläge mit ca. 500 mm im Jahr mit den Brandenburger Verhältnissen vergleichbar sind. Mit etwa +1 °C ist Thüngersheim außerdem gut mit dem „Klimaschutz-Szenario“ in Brandenburg vergleichbar. Bei der Neuanlage einer ´Pinova´-Anlage wurden folgende Bodenzuschlagsstoffe, teils in Pellet-Form und teilweise mit Wasser gemischt zum Eintauchen der Wurzelballen, bei der Pflanzung zugegeben: Kompost, Humintech1, Humintech2, Leonardit, ZEP 70 (Gesteinsmehl), AminoTerra Substrat (Pflanzenkohle), NovovitFrutta, Stockosorb, Be-GrowBoost L. Erste Eindrücke und Messungen deuten darauf hin, dass sich die Zugabe von Gesteinsmehl am meisten auf die Länge der Triebe auswirkt. Weiterhin wurden unterschiedliche Mulchmaterialien und deren Einfluss auf die Bodenfeuchte getestet: Hackschnitzel, Grassilage, Untersaat und ein neu entwickelter Sprühmulch. Die Variante mit Grassilage schneidet hier, nach den ersten Messungen, am besten ab. Im weiteren Versuchsverlauf sollen sowohl das Bodenklima, quantitative und qualitative Wachstumsfaktoren, als auch ökonomische Fragen behandelt werden.

Nachtrag (24.11.2022): Die besten (vorläufigen) Resultate im Bezug auf Beikrautunterdrückung wurden mit Miscanthus, Rindenmulch und Nadelholzspänen erzielt.

Dr. Mathias Herbst (DWD) – Wird das Wasser knapp? Wasserbedarf und -verfügbarkeit heute und in Zukunft

Anschließend wurde Dr. Herbst vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Braunschweig online zugeschaltet. Im Vortrag ging es um die bisherigen und zukünftigen klimatischen Änderungen in Brandenburg. Eine Grafik, welche den atmosphärischen CO2-Gehalt über mehrere 100.000 Jahre darstellt, lässt keinen Zweifel am Einfluss des Menschen auf den CO2-Gehalt zu. Die Temperatur ist seit 1881 um 1,4 °C gestiegen, während die Niederschläge relativ gleichgeblieben sind. Aber auch mögliche Szenarien der Temperatur- und Niederschlagsentwicklung wurden erläutert. Da die Niederschläge im Sommer auch in Zukunft fast unverändert sein werden und lediglich die Winterniederschläge steigen werden, wirkt sich das bei steigenden Temperaturen negativ auf die Wasserbilanz aus, da unter anderem eine höhere Evapotranspirationrate zu höheren Wasserverlusten führt. Durch den sich verringernden Jetstream werden Wetterlagen in Zukunft länger anhalten. So können andauernde Dürren während der Vegetationsphase zu starkem Trockenstress für die Pflanzen führen. Um diese Prognosen anschaulich zu machen, verwies er auf das Jahr 2017 als Beispiel für lang andauernde Niederschlagsphasen und auf das darauffolgende Jahr 2018 als extremes Dürrejahr. Das alles hat Auswirkungen auf die klimatische Wasserbilanz in Brandenburg, die in Zukunft weniger positiv ausfallen wird, was sich wiederum auf die Wasserverfügbarkeit auswirkt. Anhand von Karten wurde nicht nur sehr deutlich, dass Brandenburg ein sehr trockenes Gebiet ist, sondern auch wie die Wasserbilanz über die letzten Jahre negativer wurde. Eine Konkurrenz zwischen Trinkwasserversorgung und Bewässerung kann in Zukunft möglich sein. Dr. Herbst unterstrich noch einmal die Wichtigkeit der Ressource Wasser, und die Notwendigkeit sparsam damit umzugehen. Er regte dazu an Maßnahmen wie das Anlegen von Wasserspeichern und Optimierung der Bewässerung zeitnah ins Auge zu fassen. 

Dr. Manuela Zude-Sasse (ATB) – Entwicklung eines internetgestützten Informations- und Beratungssystems zur Erhöhung der Wassernutzungseffizienz im Obstbau [AQUA C+]

Dr. Zude-Sasse stellte aktuelle Erkenntnisse aus dem EIP-Agri-Projekt Aqua C+ vor. Anschaulich wurden Ansätze für eine Defizitbewässerung, den dafür benötigten Messwerten und den zugehörigen Sensoren erläutert. So müssen laut Dr. Zude-Sasse die Böden und deren Unterschiede im Wasserhaltevermögen berücksichtigt werden. Unterschiedliche Böden haben dann auch einen Einfluss auf die Durchwurzelung der Obstgehölze, welche für eine zielgenaue Bewässerung ebenfalls erfasst werden sollten. Des Weiteren ging sie auf das Wasserpotenzial der Wurzeln ein, welches bei Apfel und Kirsche über dem von der FAO als Standard festgesetzten Wert des permanenten Welkepunkts von -1,4 MPa Saugspannung liegt. Eine Bewässerung nach der FAO-Wasserbilanzierung führt demnach meist zu einem erhöhten, teilweise aber auch zu einem verminderten Wasserbedarf der Obstgehölze. Mit dem Ansatz von Aqua C+ soll in Zukunft eine Wassergabe gezielt zum richtigen Zeitpunkt, unter Berücksichtigung der Bodenverhältnisse und der Vegetationsphase, erfolgen können. 

Umfrage

Mit einer kleinen Umfrage wurde deutlich, dass die Themen bei den Anwesenden präsent sind. So gaben 11 von 12 Personen an, dass der Klimawandel bereits Auswirkungen auf ihren Betrieb hat. Während 10 Personen bereits Anpassungen vorgenommen haben, planen 11 Personen weitere Anpassungsmaßnahmen. Auch eine Optimierung der Bewässerung wird mehrheitlich (11 Personen) angestrebt und auch der Einsatz von Bodenzuschlagsstoffen und Mulchmaterialien wird mehrheitlich (10 Personen) in Erwägung gezogen.

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