1. Streuobstwiesenkonferenz in St. Marienthal

Am 6. Und 7. Mai 2022 fand die Veranstaltung des Kompetenzzentrum Oberlausitzer Streuobstwiesen statt. Im Mittelpunkt der Tagung stand der Einfluss des Klimawandels auf die Streuobstwiesen. Es wurden die Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze vorgestellt und diskutiert. Eine Übersicht über die Streuobstwiesen gibt es auf streu-obst-wiese.org. Dort sind über 1600 Streuobstwiesen im Landkreis Görlitz verzeichnet.

Auf rekis.hydro.tu-dresden.de werden Daten über den Klimawandel in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen dargestellt. Durch die geografische Nähe sind sie den Prognosen für Brandenburg sehr ähnlich. Dominic Rumpf vom LfULG Sachsen berichtete über die klimatischen Änderungen, die vor Ort bevorstehen. Wie in Brandenburg wird auch in Sachsen die Niederschlagsmenge ungefähr gleichbleiben, sich aber vom Winter in den Sommer verschieben. Zudem werden Starkniederschläge und Hagel häufiger auftreten. Wegen der steigenden Temperaturen ergeben sich höhere Bewässerungsbedarfe. Bisher gab es 98 Tage Frost, was in der Periode 2071 – 2100 um 64 Tage rückläufig sein kann.

Jan Hinrichs-Berger vom LTZ Karlsruhe berichtete über zunehmenden Schaderregerdruck im Streuobstbau. Unter Anderem wird die Apfeltriebsucht, der Birnenverfall, Feuerbrand, Rindenbrand und das Sharka- Virus zunehmen. Einen Schwerpunkt legte er auf den Schwarzen Rindenbrand, welcher sich zunehmend, vor allem in Streuobstwiesen, verbreitet. Über Risse in der Rinde oder über Adventivwurzeln (z.B. bei Topaz) infiziert der Pilz der Gattung Diplodia die Bäume. Meist treten Symptome nach dem 6. – 10. Standjahr in extensiven Anlagen auf. Da Schorfmittel auch wirksam gegen Diplodia sind, ist es kein akutes Problem in Erwerbsobstanlagen. Probleme kann es in der Nähe von extensiven Anlagen in Bio-Anlagen oder in Anlagen mit wenig Fungizideinsatz geben. Eine Infektion beginnt meist an Stellen, an denen es zuvor eine Verletzung, z.B. durch Stammrisse oder mechanischen Einfluss, gab. Vorbeugend kann geweißelt werden. Ist die Infektion weit vorangeschritten helfen nur noch ein Ausschneiden der befallenen Äste und anschließende Kauterisation (abflammen) der Schnittstelle, bzw. die Entnahme des befallenen Baumes. Das LTZ Augustenberg führt eine bundesweite Befallserhebung durch. Funde von Schwarzem Rindenbrand können hier https://bit.ly/3Lj1osd gemeldet werden. Ein weiteres Thema war Marssonina coronaria, die Blattfallkrankheit. Sie infiziert hauptsächlich extensive Anlagen und Streuobst und kann mit Stürmen bis zu 600 m weit verbreitet werden.

Jan-Hendrik Cropp, der mit seiner under_cover GbR in Berlin, eigentlich aus dem Gemüsebau kommt, stellte Verfahren zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit vor, die er auf den Streuobstbau anpasste. Das Cut & Carry System nutzt dabei den Grasschnitt von den eigenen oder fremden Anlagen und bringt Diesen um die Baumscheibe auf. Neben einem Verdunstungsschutz, fördert dieses Verfahren den Humusaufbau und die Regenwurmaktivität und sorgt so für gute Wasserhaltekapazitäten.

Dr. Henry Flachowsky vom JKI Dresden-Pillnitz stellte die Aufgaben der Gendatenbank, mit Blick auf den Klimawandel, vor. Als Beispiel nannte er die, durch die 14 Tage früher in die Blüte kommenden Bäume, erhöhte Spätfrostgefahr. Neu Aprikosen Hybride haben große Probleme mit Blütenfrost. Auch andere Probleme wie Hitze, Trockenheit und mehr Generationen des Apfelwicklers gehen mit dem Klimawandel einher. Die Erfüllung der Dormanz sollte hierzulande auch in den nächsten 100 Jahren keine Rolle spielen. Für die Züchtung von neuen Sorten mit erhöhter Stresstoleranzen oder späterem Blühzeitpunkt ist die Sammlung alter Sorten und die Gewinnung von gesundem Pflanzmaterial essentiell. Aber auch die Evaluation von Anfälligkeiten, z.B. gegen Schorf gehören zu den Aufgaben einer Gendatenbank. Diese steht in einem gewissen Konflikt zueinander. Durch die nicht Behandlung von so vielen verschiedenen Sorten auf einem Fleck können auf anfälligen Sorten (wie z.B. Topaz oder Golden Delicious) Superrassen entstehen. Diese Tolaranztestung kann natürlich nur räumlich getrennt von einem Bestand zur Reiserabgabe und Genmaterialsicherung geschehen.

Zum Abschluss des ersten Tages wurde noch der Streuobstsortengarten von Dr. Michael Schlitt besichtigt (siehe Bilder).

Herbert Ritthaler eröffnete den zweiten Tag und stellte die Wurzelbildung von Unterlagen in den Fokus. Vegetativ vermehrte Unterlagen bilden, wegen des häufigen Wurzelschnitts, eher horizontal orientierte Wurzeln aus, während Sämlingsunterlagen eher vertikale Wurzeln bilden. Eine Verwurzelung mit möglichst tiefreichenden Wurzeln ist natürlich besser um die Wasserversorgung zu gewährleisten.

Dr. Schwärzel warnte, dass es zehn nach zwölf sei für den Brandenburgischen Streuobstbestand. Bestände die 1979 bis 2015 gepflanzt wurden sind in den letzten Jahrzehnten zu 95 – 98 % vernichtet worden. Gründe seien vor allem fehlende Wasserversorgung und Ausgleichsdüngung. Die Industrie ziehe das Wasser aus der Landschaft und mangelnde Instandhaltung durch fehlende Ausgleichsdüngung führen zu einer Auszehrung der Böden. Er zeigte als Beispiel Untersuchungen an einem 80 Jahre alten Birnbaum welcher in bis zu 10 m Umkreis den Boden auszehrt. Nährstoffmangel kann dann auch zur Versauerung der Böden führen. Wichtig sind vor allem auch Kalium und Magnesium für die Winterhärte der Obstbäume. Weitere Probleme können durch zu wenig Pflege entstehen, durch die Wasserknappheit in Brandenburg ist eine geschlossene Grasnarbe um den Baum herum tödlich für Diesen. Ein weiteres Problem stellt mittlerweile das annagen der Bäume durch den mittlerweile wieder zahlreich vorkommenden Bieber dar.

Zum Ende der Veranstaltung gab es noch einen Spontanvortrag von Dr. Bosse, der seine Streuobstwiese mit Tropfbewässerung ausgestattet hat und über die Anlage von Brunnen bis zur Installation und Betrieb der Bewässerung berichtete.

        Obstsortengarten der Oberlausitz

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