Die Fränkische Schweiz ist mit 1.000 – 8.000 Tonnen Erntemenge, das größte deutsche Süßkirschen-Anbaugebiet. Starkregen zur Erntezeit ist ein Problem für die dortigen Obstbauern. Der Obsthof Fahner bewirtschaftet 18 Hektar Land mit 3 Hektar Süßkirschen und hat angefangen die ersten Kirschen der Sorte ‚Henriette‘ zu überdachen. Aus Kostengründen vorerst einen halben Hektar (Kosten: 35.000 €). Der Klimawandel macht sich hier in den letzten Jahren Bemerkbar. Von 1961 bis 2021 ist die mittlere Temperatur in Bayern um 1,9 °C gestiegen. Die Jahre 2017 bis 2019 waren zu trocken, 2020 gab es Spätfrost und 2021 wurde die Ernte von Regen begleitet. Hinzu kommt, dass Schädlinge wie Blattläuse in den letzten Jahren vermehrt aufgetreten sind. Mildere Winter führen auch zu vermehrter Wühlmausaktivität. Der milde Winter 21/22 hat wieder für eine frühe Kirschblüte gesorgt. Frau Bachmeier, eine der beiden Obstbauern auf dem Hof sagt, dass die Kirschfeste in der Region um den 1. Mai rum datiert sind. Meist blühen die Kirschen aber schon 4 Wochen früher, dieses Jahr wenigstens nur 2 Wochen früher. In der Nacht vom 11. Auf 12. Mai 2020 gab es mit -6 °C einen Spätfrost, der 80 – 90 % der Ernte vernichtete. Wegen Wassermangel in der Region kommt eine Frostschutzberegnung nicht in Frage. Aus Kostengründen werden auf dem Obsthof Fahner auch keine Frostöfen oder Kerzen eingesetzt. Elias Schmitt, Leiter der Versuchsstation in Hiltpoltstein, rät die Kirschanlagen vor einem Spätfrost ordentlich zu mulchen. Unterlagen spielen hier ebenfalls eine wichtige Rolle. Standartkombination in Franken ist ‚Regina‘ auf Gisela 5. Zunehmend werden aber auch Gisela 12 und 13 eingesetzt, die wüchsiger sind und dadurch tiefer wurzeln und eine bessere Standfestigkeit und Wasserversorgung haben. Frau Bachmeier sagt, dass das veränderte Klima aber auch positive Seiten hat. Apfelsorten wie ‚Braeburn‘ und ‚Fuji‘ haben länger Zeit zum ausreifen und Aprikosen und Pfirsiche funktionieren heute auch im Anbau. Einen Umstieg auf biologische Produktion verhindert im Moment die vor einigen Jahren eingewanderte Kirschessigfliege. Diese könne man nur mit Pflanzenschutzmitteln bekämpfen oder die Anlage mit Hunderten Quadratmeter Kunststoffnetz überziehen.
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Quelle: https://taz.de/Obstanbau-im-Klimawandel/!5856428 [08.06.2022]
Jahr: 2022
Autor: Thamm; Andreas
Ort: Deutschland, BY
Kultur: Süßkirsche; (Apfel; Birne; Aprikose; Pfirsich)
Sorte: Henriette; Regina; (Fuji; Braeburn)