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Klimaanpassung im Obstbau

Updated on 13. September 2022

Frostschutzberegnung

Die besten Frostschutzmaßnahmen sind nutzlos, wenn man nicht weiß wann sie anzuwenden sind. Dafür ist eine Frostwarnstation, z.B. in Form einer Wetterstation welche auch z.B. für Schorfprognose verwendet werden kann, notwendig. Wichtige Parameter sind die Feucht- und Trockentemperatur, sowie die Windgeschwindigkeit. Diese müssen mit hoher Genauigkeit erfasst werden (+/- 0,3 °C für Temperaturmessung). Die Station sollte am vermeintlich kältesten Ort der Anlage stehen und sollte eng getaktete Datenübermittlung gewährleisten. Eine sichere Stromversorgung, sowie zuverlässige Benachrichtigung im Fall von Frostereignissen muss gegeben sein. Die Feuchttemperatur ist ausschlaggebend, wann eine Maßnahme erforderlich ist. Dabei sind sowohl Daten aus der Literatur (ab welchen Temperaturen entstehen Schäden an welcher Kultur) als auch eigene Erfahrung wichtig. So kann z.B. ein hoher Vorjahresertrag einen negativen Einfluss auf Blütenknospenqualität und damit auf die Frosthärte haben. Die Versorgung mit Nährstoffen, vor allem Kalium, spielt ebenfalls eine Rolle. Bei schlechter Versorgung muss die Beregnung früher eingeschaltet werden. Bei wolkenfreiem Himmel ist die Frostgefahr am höchsten. Außerdem spielt der Boden, welcher die am Tag aufgenommene Wärme in der Nacht wieder abgibt, eine Rolle. Leichte Böden und Bewuchs wirken isolierend und behindern so die Wärmeabgabe. Je höher die Differenz zwischen Trocken- und Feuchttemperatur ist, desto höher das Sättigungsdefizit und damit auch der potentielle Wärmeverlust, gerade am Beginn einer Frostschutzberegnung, da dann noch nicht alle Pflanzenteile gleichmäßig bedeckt sind. Auch die Windgeschwindigkeit muss berücksichtigt werden, ab 3 m/s sollte auf eine Beregnung verzichtet werden. Wenn am es am Folgetag nicht abtaut, muss länger Beregnet werden. Das ist oft der Fall, wenn es tagsüber bewölkt ist. Die Eislast nimmt dann immer weiter zu und es muss darauf geachtet werden, dass es nicht zu Bruchschäden an den Pflanzen, oder gar dem Gerüst, kommt. Wenn zu wenig beregnet wurde, oder es windig war, gibt es Lufteinschlüsse im Eis die es milchig aussehen lassen. Bei der Anschaffung einer Beregnungsanlage sollte man darauf achten, dass eine ausreichende Pumpenleistung, eine gleichmäßige Verteilung und eine hohe Umlaufgeschwindigkeit (< 60s) erreicht werden. Wassereinsparung von bis zu 65 % können mit einer Mikrosprinkler-Anlage erzielt werden. Allerdings sind diese sehr Windanfällig. Außerdem müssen diese Systeme bereits bei Plusgraden angeschaltet werden, damit die Düsen nicht zufrieren. Dies kann unter Umständen auch zu einem Mehrverbrauch an Wasser führen. Wenn die Feuchttemperatur die kritische Pflanzentemperatur langfristig überschreitet, kann die Beregnung beendet werden. Weiterhin ist darauf zu achten, dass die hohen Wassermengen die während der Beregnung ausgebracht werden, häufig zu Staunässe führen können. Bei Kirsche und Birne kann es je nach Sorte, nach einer Beregnung, verstärkt zu Pseudomonas befall kommen. Auch die Wasserqualität ist zu beachten, da enthaltene Salze oder Eisen pflanzenschädlich sein können.

Quelle:  Köpcke, D. (2021). Erfolgreicher Einsatz der Frostschutzberegnung. Obstbau: Das Fachmagazin. 04/2021. 204-209. 

Jahr: 2021

Land: Deutschland