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Updated on 21. September 2022

Kommerzieller Tafeltraubenanbau

Der Tafeltraubenanbau unterliegt nicht mehr der gemeinsamen Weinmarktordnung. Daher werden keine Pflanzrechte mehr benötigt und die Flächen für Neupflanzungen müssen nicht mehr in weinbauwürdigen Regionen liegen. Auch die Hektarhöchsterträge, sowie die Erntemeldung entfallen. Tafeltrauben sind unter den 5 beliebtesten Obstarten weltweit. Deutschland importiert jährlich ca. 360.000 t Tafeltrauben. Die Importware ist meist intensiv angebaut und weißt oft erhöhte Rückstände von Pflanzenschutzmittel auf. In der Regel beschränkt sich die international gehandelte Ware auf wenige, meist kernlose Sorten. Durch die Auswahl von pilztoleranten Sorten, kürzere Transportwege und dadurch frischerer Ware, gibt es durchaus Absatzmöglichkeiten für regionalen Tafeltraubenanbau. Ende August bis Anfang Oktober besteht die größte, potenzielle Bereitschaft frische Tafeltrauben zu kaufen, was sich mit dem Angebotszeitraum hierzulande deckt. Für eine Neuanlage muss man sich rechtzeitig um Pflanzmaterial kümmern. Die meisten Sorten sind tolerant gegenüber Echtem und Falschem Mehltau. Kernlose Sorten sind meist anfälliger, dafür aber auch besser für den Anbau geeignet und qualitativ und geschmacklich, den Keltertrauben, überlegen. Sorten mit deutlichem Foxton oder Amerikanergeschmack sind hierzulande unbeliebt. Daher sollten Sorten wie Boskoop Glory, Isabella, Muskat New York und Alda Muskat nicht in größerem Maßstab angebaut werden. Großes Augenmerk sollte auf die Beerenschale gelegt werden. Diese darf für den Handel weder zu fest noch zu weich sein. Beim Anbau ist darauf zu achten, dass sonnige Standorte gewählt und Kaltluftsenken vermieden werden. Am günstigsten sind Südwest-Hänge in windgeschützter Lage. In Waldnähe kann es zu erhöhtem Vogel- und Wildfraß kommen, wenn keine entsprechenden Gegenmaßnahmen umgesetzt werden. Staunässe sollte vermieden werden. Bei trockenen Standorten empfiehlt sich eine Tröpfchenbewässerung. Eine Zeilenbreite von 2,50 m und ein Stockabstand von 1,20 – 1,50 m haben sich bewährt, da auf eine luftige Erziehung geachtet werden sollte. Zur Befestigung haben sich verzinkte Metallpfähle und Zink-Aluminium-Draht bewährt. Die Drähte sollten nicht zu tief geführt werden, um Erdverschmutzungen und Schäden durch Feldhasenfraß zu vermeiden. Stammhöhen von 0,80 – 1 m sollten angestrebt werden. Richtwerte für die Erhaltungsdüngung sind wie folgt: Stickstoff 30-70 kg N/ha, Phosphat 20-30 kg P2O5/ha, Kali 50-80 kg K2O/ha, Magnesium 20-30 kg MgO/ha. Eine Überdüngung mit Stickstoff ist zu vermeiden, da sonst eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber pilzlichen Schaderregern zunimmt und die Pflanze zur Verrieselung neigt. Ab dem 2. oder 3. Standjahr sollte eine Begrünung mindestens zwischen jeder 2. Reihe erfolgen. Unterstock sollte der Boden freigehalten werden. Über ein geschicktes Begrünungsmanagement kann die Wüchsigkeit der Anlage reguliert werden. Eine Ausdünnung ist bei hohem Behang erforderlich, um einerseits eine Überlastung der Stöcke zu vermeiden und andererseits eine hohe Qualität der Trauben zu gewährleisten. In der Traubenzone sollte nicht zu stark entblättert werden. Bereits leichter Hagelschlag oder Starkregen können zu Schädigungen führen, bei hellschaligen Sorten können unter direkter Sonneneinstrahlung Bräunungen an der Schale entstehen. Trotz toleranter Sorten gegenüber Echten und Falschen Mehltau, Lockerbeerigkeit und Kulturmaßnahmen gegen Botrytis, kann nicht komplett auf Fungizide verzichtet werden ohne hohe Ertrags- und Qualitätsrisiken hinzunehmen. Traubenwickler, Zikaden oder Schadmilben können nur mit Mitteln die im Tafeltraubenanbau zugelassen sind bekämpft werden. Die Ansiedlung von Raubmilben kann Schadmilben ausreichend regulieren. Eine ökologische Produktion ist möglich. Eine Einnetzung gegen Hagel, Wespen und Vögel kann sinnvoll sein. Die Ernte erfolgt früh morgens, per Hand und in mehreren Durchgängen. Schadhafte Trauben sollten direkt entfernt werden. Im Vollertrag kann mit 4 – 8 kg/Stock gerechnet werden. Robuste Sorten für den Anbau sind: Nero, Muskat bleu, Georg (Blaue Sorten); Fanny, Birstaler Muskat, Palatina, Sophie, Franziska, Angela (Hellschalige Sorten); Primus, Flame Seedless, Artemis, Millennium, Vanessa (Himbeeraroma) (Kernlose Tafeltraubensorten).

Quelle:  Goetz, Gerd – Kommerzieller Tafeltraubenanbau in Deutschland – https://www.dlr.rlp.de/Internet/global/themen.nsf/se_quick/0dee7dab7dc579ddc1256fb6005b67be?OpenDocument [22.11.2021]

Jahr: nach 2000

Land: Deutschland, RLP

Institut: Dienstleistungszentren Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz

Kultur: Tafeltraube

Sorte:  Angela; Artemis; Birstaler Muskat; Fanny; Georg; Flame Seedless; Franziska; Primus; Sophie; Vanessa; Muskat bleu; Nero; Palatina; Millennium